Interview mit Ariane März

Portrait Ariane MärzIm Gespräch mit Ariane März

Heute präsentieren wir Euch ein Interview mit der Möbeldesignerin Ariane März. Wir sprechen mit ihr über ihr Leben, ihre Arbeiten und ihr Leben in Berlin. Innovation und Einfachheit stehen bei ihren Möbel im Vordergrund und haben uns vollkommen überzeugt.

Weitere Informationen über die Designerin Ariane März und ihr Designbüro „maerzgruen“ findet ihr auf ihrer Webseite: maerzgruen. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen des Interviews!

Hallo Frau März, es freut uns, dass Sie sich etwas Zeit nehmen konnten für unser Interview. Vielleicht möchten Sie sich kurz unseren Lesern vorstellen.

Ariane März: Mein Name ist Ariane März und ich bin Tischlerin und Möbeldesignerin. Ich bin 1984 in Frankfurt am Main geboren und lebe und arbeite in Berlin.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Ariane März: Nach einer abgeschlossenen Tischlerausbildung, welche ich mit Auszeichnung absolvierte, begann ich an der Angewandten Kunst Schneeberg mein Studium in Holzgestaltung Produkt- und Objektdesign. Dieses schloss ich 2011 ebenfalls mit Auszeichung ab. Seit 2012 betreibe ich in Berlin mein eigenes Designbüro „maerzgruen“.

Wie sind Sie zum Produktdesign gekommen?

Ariane März: Mein Uropa war Zimmermann und hinterließ sein Werkzeug und seine Hobelbank. So kann man sagen, dass ich mit Hammer, Säge und Holz aufgewachsen bin. Seit klein auf baute ich aus Leidenschaft sämtlich erdenkliche Sachen und Möbel aus Holz.
Meine Tischlerlehre absolvierte ich in einer Bauschreinerei. Leider ist das Handwerk immer noch eine Männerdomäne und als Frau musste ich mich oft behaupten (was auf längere Sicht anstrengend werden kann). So entschloss ich nach dem Fachabitur mich mehr auf den Möbelbereich zu spezialisierten und begann das Studium an der Angewandte Kunst Schneeberg.
Portraitfoto Ariane März
Von was und wem lassen Sie sich in Ihrer tagtäglichen Arbeit inspirieren?

Ariane März: Inspiration meiner Ideen ist das alltägliche Leben. Als Designerin läuft man mit offenen Augen durch die Stadt und das Leben. Man beobachtet seine Umgebung und Mitmenschen wie sie sich zum Beispiel in einer überfüllten U-Bahn hinter ihrem Rucksack verstecken um eine private Nachricht auf ihrem iPad zu lesen ohne das die gesamten Mitfahrer mitlesen können.

Jedoch sind die meisten Produktideen durch private „Probleme“ entstanden. Ich ziehe sehr oft um. Nächsten Monat wohne ich genau ein Jahr in der aktuellen Wohnung – Rekordzeit. Jedoch muss ich dazu sagen, dass ich mal wieder auf Wohnungssuche bin. Für mich bringt jede Wohnung und Mitbewohner/in neue Inspiration für neue Produkte.

Wir würden Sie ihren eigenen Stil beschreiben?

Ariane März: Der meist gesagte Satz von meinem Professor im Studium lautete „Frau März, so einfach wie möglich“. Auch wenn ich ihn damals irgendwann nicht mehr hören konnte, hat er meinen Stil sehr geprägt.

Ich finde meine Produkte sehr einfach, wenn nicht sogar auf den ersten Blick langweilig. Was sind die Produkte schon, ein abgekantetes Blech oder gebogenes Rohr. Jedoch beim genauen Hinschauen erkennt man, es ist ein abgekantetes Blech in dem sehr viel „Hirnschmalz“ und auch Persönlichkeit steckt.

Meine Produkte bieten Lösungsangebote für alltägliche Probleme, egal in welcher Stadt man wohnt.

Wie stark beeinflusst die Stadt in der Sie Leben Ihre eigene Arbeit?

Ariane März: Die Stadt Berlin inspiriert mich insoweit, dass sehr viele Menschen auf engstem Raum zusammen leben. Die Sehnsucht nach ein wenig Privatsphäre in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder der Wunsch den Platz in seiner kleine Wohnung so gut wie möglich nutzen zu können ist in Berlin sehr groß.
Take Off Your Shoes and Jacket
Wir sind besonders auf Ihr Projekt „Take Off Your Shoes and Jacket“ und „Rudolf“ aufmerksam geworden. Erzählen Sie uns doch ein paar Details darüber.

Ariane März: Die Garderobe „Take Off Your Shoes an Jacket“ ist mit Abstand das längste Projekt was mich in meinem Leben begleitet hat. Zu seiner Zeit lebte ich in einer 3-Mädels-WG und in unserem Flur (der sehr klein war) stapelten sich die Schuhe. Bei der Garderobe war es mir wichtig nicht nur die Schuhe verstauen zu können, sondern auch das Problem „der Schaft vom Stiefel knickt immer um und der Reißverschluß geht kaputt“ und „ich will keine schmutzigen Schuhsohlen sehen“ Problem in den Griff zu bekommen.
Take Off Your Shoes and Jacket
Diese Garderobe bereitete mir wirklich schlaflose Nächte. Über drei Jahre geisterte das Problem in meinem Kopf aber nie die perfekte Lösung dazu. Nach dem ich wirklich kurz davor war, es für immer sein zu lassen, kam mir die Idee der Garderobe „Take Off Your Shoes and Jacket“. Als ich ein Modell davon baute sah ich es an und dacht nur „das ist so einfach, warum bist du darauf nicht früher gekommen“.
Ich kann Ihnen bis heute noch sämtliche Schuhgrößen in cm sagen. Eine lustige Erinnerung ist der vorletzte Winterschlußverkauf. Alle Frauen stürmen in den Schuhladen um ihre Traumschuhe zum Schnäppchenpreis zu ergattern und ich packte Mitten in dem Gewusel mein Zollstock aus und maß die unterschiedlichen Schaftlängen der Stiefel.
Take Off Your Shoes and Jacket Ariane März

Der Badschrank „Rudolf“ entstand im Gegensatz zu der Garderobe „Take Off Your Shoes and Jacket“ sehr schnell. Inspiration dazu war mein jetziger Spiegelschrank der nicht schön und auch nicht praktisch ist.
Rudolf Ariane März
Nach einer Recherche stelle ich fest, dass das Badzimmer ein sehr intimer, privater vielleicht auch schwieriger Raum ist. Was zeigt man, was soll versteckt werden?
„Rudolf“ ist funktional, platzsparend und individuell. Je nach Belieben lassen sich die fünf aus Stahblech abgekanteten Kisten an dem Korpus befestigen. Durch die offenen Kisten bekommt Rudolf eine Leichtigkeit und Offenheit. Doch keine Sorge, hinter dem Spiegel ergeben sich ca. 10 cm Platz um das ein oder andere nicht sichtbar verstauen zu können.
Rudolf Badschrank
Bis einschließlich dem 31.1.2013 läuft ein Wettbewerb mit der italienischen Firma ex.t (www.ex-t.com). Zur Auswahl ist der Badschrank „Rudolf“, der Toilettenpapierhalter „inTeam“ und die Garderobe „Take Off Your Shoes and Jacket“. Das Produkt mit den meisten Punkten wird in naher Zukunft von ex.t produziert und vertrieben.

Wenn eine große Möbelkette auf Sie zukommen würde. Käme für Sie eine Zusammenarbeit in Frage?

Ariane März: Würde mich eine Möbelkette auf mich zukommen und eine Kooperation anbieten, würde ich mich sehr freuen. Für mich wäre es ein Kompliment und Zeichen, dass sie meine Produkte und Stil ansprechend finden und auf dem Markt eine große Abnehmerzahl sehen. Wer freut sich nicht über so ein Kompliment?

Wenn Sie feststellen, dass jemand eines Ihrer Produkte kopiert. Sehen Sie es als Kompliment oder als Diebstahl?

Ariane März: Zum Glück ist mir das noch nicht passiert. Ich klopfe zur Sicherheit auf Holz.
Jedoch lud mich eine sehr bekannte Firma unter dem Vorwand zu sich ins Haus ein, um eine neue Kollektion auf dem Markt zu bringen. Nachdem ich meine eigenen Entwürfe präsentierte, wurden mir Produkte der Konkurrenz vorgelegt um mir zu zeigen was sie auch gerne in ihrer Kollektion hätten. Netterweise wurde ich da daran erinnert, dass man bei dem kopieren (für mich ist es klauen) nicht zu nahe an dem Original bleiben darf. Sehr wütend und auch geschockt verließ ich die Firma – ich habe dankend abgelehnt. Willkommen in der Realität.

Wie sieht Ihre Wohnung aus: Wohnen Sie mit Ihren eigenen Produkten?

Ariane März: Da ich oft umziehe und meine treuen Umzugshelfer nicht verjagen will, besitze ich nur das allernötigste. Mein Bett und mein Schreibtisch sind die einzigen Möbel die ich tatsächlich gekauft habe. Überwiegend sind meine Möbel „Fundstücke“ aus alten WG´s die niemand mehr haben wollte. Diese liebe ich am meisten, weil ich zu jedem dieser Möbel eine schöne/ lustige Geschichte erzählen kann. Zwischendrin befinden sich immer mal wieder der ein oder andere Prototyp aus der Lehre, dem Studium oder aktuellen Entwürfen.

Wie sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?

Ariane März: Weiterhin mit offenen Augen durch die Welt laufen und sich von neuen Problemen oder Menschen zu neuen und tollen Ideen inspirieren lassen.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.


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