Interview mit Beate Grübel

Portraitfoto Beate GrübelIm Gespräch mit Beate Grübel.

Die in Wiesbaden arbeitende und lebende Produktdesignerin Beate Grübel stellen wir Euch im Interview etwas näher vor. Sie bevorzugt die „andere Perspektive“ auf die Dinge und bindet unterschiedlichste Einflüsse in ihre innovativen Arbeiten mit ein.

Weitere Informationen über die Designerin Beate Grübel und polydukt DESIGN findet ihr auf ihrer Webseite: polydukt DESIGN. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen des Interviews!

Hallo Frau Grübel, es freut uns, dass Sie sich etwas Zeit nehmen konnten für unser Interview. Vielleicht möchten Sie sich kurz unseren Lesern vorstellen.

Beate Grübel: Mein Name ist Beate Grübel, ich bin Designerin und führe seit 2006 das Wiesbadener Designstudio polydukt Design.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Beate Grübel: Mein beruflicher Werdegang begann recht theoretisch in Form eines Germanistik-, Soziologie- und Psychologiestudiums. Erst danach habe ich an der FH-Aachen Produktdesign studiert. Der Schwerpunkt meines Studiums lag auf Möbeldesign, Ausstellungsdesign und Conceptual Design. Nach meinem Diplomabschluss 2003 bin ich ins Rhein-Main-Gebiet gezogen und habe einige Jahre als Freelancer für verschiedene Unternehmen und Agenturen gearbeitet, bevor ich dann 2006 mein eigenes Designstudio gegründet habe.

Wie sind Sie zum Produktdesign gekommen?

Beate Grübel: Das aktive Mitgestalten des eigenen Lebensumfeldes und die Lust Produkten (vor allem Möbeln), über ihre eigentliche Funktion hinaus, einen ganz eigenen Charakter zu verleihen, begleiten mich eigentlich schon ein Leben lang.

Von was und wem lassen Sie sich in Ihrer tagtäglichen Arbeit inspirieren?

Beate Grübel: Die Eindrücke und neuartigen Sichtweisen, die ich auf Reisen gewinnen kann bieten mir viel Inspiration. Darüber hinaus ist es mir wichtig, Dinge, die mir auf den Ersten Blick als ungewöhnlich erscheinen, zu hinterfragen. Daher habe ich es mir angewöhnt den „Knick in der Optik“ als mögliche Perspektive ernst zu nehmen. Optische Irrläufer als Ideenquellen zu nutzen und Momente der Irritation als Gelegenheit zu begreifen meine Sinneswahrnehmung zu schärfen.
Auch wenn sich das im ersten Moment vielleicht ein wenig seltsam anhören mag und der Begriff der Irritation von seiner eigentlichen Bedeutung her als negativer Reiz zu verstehen ist, der eher ein Ärgernis bezeichnet als eine positive Erkenntnis, habe ich sie im Laufe der Zeit als verlässlichen Ideenlieferanten sehr zu schätzen gelernt. Als positiven Impuls der den Alltagstrott unterbricht, und meine Aufmerksamkeit weckt.

Denn letztlich wird man überall dort, wo man irritiert ist, dazu angehalten innezuhalten, nochmal genau hinzuhören, nochmal richtig hinzusehen, die Perspektive zu wechseln und alle Sinne scharf zu stellen. Man wird dazu angeregt das Wahrgenommene zu hinterfragen und seinen Standpunkt zu überprüfen. Und kann sich auf diese Weise Blickwinkel erschließen, die einem im Normalfall gar nicht erst bewusst geworden wären.

Haben Sie ein Lieblings-Möbelstück? Welches wäre das?

Beate Grübel: Grundsätzlich mag ich Möbel, die die Kommunikation fördern, sehr. Vor allem große Esstische, die sich ja durchaus als Knotenpunkt für Kommunikation begreifen lassen. Bis heute symbolisieren für mich solch große Tafeln eine Einladung zu Kommunikation und Geselligkeit.

Wie stark beeinflusst die Stadt in der Sie Leben Ihre eigene Arbeit?

Beate Grübel: Ich habe eigentlich nicht so sehr den Eindruck, dass die Stadt, in der ich lebe, meine Arbeit beeinflusst. Grundsätzlich beeinflusst mich allerdings das Stadtleben im Allgemeinen sehr. Ich schätze die Lebendigkeit und finde es immer wieder spannend auf engstem Raum mit einer Vielzahl unterschiedlichster Eindrücke konfrontiert zu werden.
Drawing by Numbers Wallpaper
Wir sind besonders auf Ihr Projekt „The cup project“ und „Drawing by Numbers_Wallpaper“ aufmerksam geworden. Erzählen Sie uns doch ein paar Details darüber.

Beate Grübel: „Drawing by Numbers Wallpaper“ ist ursprünglich für eine Ausstellung entwickelt worden und wurde von „Berlin Tapete“ produziert. Auch hier war eine Wahrnehmungstäuschung, also der „Knick in der Optik“, Auslöser des Entwurfs. Und zwar eine Situation, die wahrscheinlich viele von uns kennen:
Wenn man lange genug auf eine Raufasertapete starrt, beginnt sich das Auge irgendwann zusammenhängende Strukturen zu erschließen, die wie Figuren wirken. Schaut man dann wieder weg, lassen sich die wahrgenommenen Figuren oft nicht mehr blicken. Also habe ich begonnen sie zu markieren, um sie wieder finden zu können.
Wallpaper polydukt
Um das ganze zu systematisieren, den Betrachter bei der imaginären Suche nach zusammenhängenden Strukturen zu unterstützen und die Situation auf spielerische Weise greifbar und konkret zu machen, habe ich dann das Prinzip „Malen nach Zahlen“ aufgegriffen. Herausgekommen ist ein dezentes Tapetendekor, das sich nach Wunsch selbst vervollständigen lässt und eine persönliche Handschrift erhält, sobald der Betrachter die vorgegebenen Punkte tatsächlich nachzeichnet. Als Vliestapete produziert, ist die Tapete schnell und unkompliziert von der Wand wieder ablösbar und wird auf Anfrage in verschiedenen Farben, Motivwelten und Schwierigkeitsgraden entwickelt.
The Cup Project
„The Cup Project“ ist das Ergebnis eines Experiments bei dem es mir darum ging ein klassisches Produkt (die Goldrand-Tasse) soweit mit Spannung aufzuladen, bis es dazu anregt die eigene Haltung, Gewohnheiten und anerzogene Verhaltensmuster in Frage zu stellen.
Dabei habe ich mich ausschließlich auf den Goldrand konzentriert und darauf, ihn so zu verändern, daß sich ein Spannungsfeld zwischen Benutzer und Produkt aufbauen kann.
Die Pfütze in der Untertasse, feines Wurzelgeflecht am Tassenrand und ein Spinnennest am Henkel führen zu Irritation und bieten damit einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Produkt und unserem Umgang mit ihm eine Angriffsfläche.
The Cup Project polydukt
Wenn eine große Möbelkette auf Sie zukommen würde. Käme für Sie eine Zusammenarbeit in Frage?

Beate Grübel: Bei der Frage nach einer Zusammenarbeit kommt es meiner Meinung nach nie auf die Größe des Gegenübers an, sondern auf seine Haltung. Wir müssen zueinander passen.
Nur so kann gewährleistet werden, dass die Zusammenarbeit Früchte trägt, die allen Beteiligten schmecken. Die Zusammenarbeit mit einer Möbelkette eröffnet die Möglichkeit eine große Masse an Menschen mit seinem Design zu erreichen und das bewerte ich als etwas sehr Positives. Denn letztlich sollte gute Gestaltung nicht einigen Wenigen vorbehalten sein, sondern für jedermann erschwinglich sein können.

Wie sieht Ihre Wohnung aus: Wohnen Sie mit Ihren eigenen Produkten?

Beate Grübel: Ja, einige meiner Produkte sind fester Bestandteil der Einrichtung, wie etwa die Leuchte „Lucina“, deren Dekor sich erst zeigt, wenn das Licht eingeschaltet ist und die sich als Trio über meinem Esstisch reiht. Aber auch Produkte befreundeter Designer wie eine der Betonleuchten von „Micromut“ aus Barcelona, überarbeitete Erbstücke und Dinge die ich auf Reisen entdeckt habe, beleben meine Wohnung. Es ist mir wichtig Dinge um mich zu haben, mit denen ich eine persönliche Geschichte verbinde. Daher wähle ich jeden Gegenstand der neu hinzukommt sehr bewusst aus.

Wie sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?

Beate Grübel: An erster Stelle steht natürlich der weitere Ausbau meines Designstudios. Darüber hinaus arbeite ich schon seit einiger Zeit an einem Buchprojekt, das sich mit der Schnittstelle zwischen 2-dimensionaler und 3-dimensionaler Gestaltung auseinandersetzt.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.


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