Die Berliner Produktdesignerin Esther Göröcs erklärt uns im Interview ihre Produkte „180°“ und „superbowl“, sie erzählt uns wie sie wohnt und verrät uns ein paar Details aus ihrem Leben.
Weitere Informationen und die neuesten Produkte der Designerin Esther Göröcs findet man auch auf ihrer Webseite. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen des Interviews!
Hallo Frau Göröcs, es freut uns, dass Sie sich etwas Zeit nehmen konnten für unser Interview. Vielleicht möchten Sie sich kurz unseren Lesern vorstellen.
Esther Göröcs: Mein Name ist Esther Göröcs, ich bin Designerin, lebe und arbeite in Berlin.
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Esther Göröcs: Ich habe nach dem Abitur in Freiburg eine Ausbildung als Zahntechnikerin abgeschlossen und eine Weile in diesem Beruf gearbeitet. Anschließend habe ich an der FH Potsdam Produktdesign studiert. Das Studium habe ich 2012 abgeschlossen, aktuell arbeite ich an meiner Selbständigkeit als Produktdesignerin.
Wie stark beeinflusst die Stadt in der Sie leben Ihre Arbeit?
Esther Göröcs: Ich denke, dass jeder Ort, an dem man ist Einfluss nimmt. Berlin ist voll von Gestaltung und Kunst, das fördert die eigene Produktivität sehr. Wenn es mir aber nicht gelingt, diese vielen Eindrücke zu filtern, kann das auch kontraproduktiv sein. Für mich ist es wichtig, die Balance zu finden zwischen dem, was ich aufnehmen will und dem, was zu Übersättigung führt.
Wie sind Sie zum Produktdesign gekommen?
Esther Göröcs: Ich habe schon ziemlich früh den Drang gehabt, Dinge um mich herum zu arrangieren oder zu verändern. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass sich das nach meinem Ausflug ins Handwerk durch ein Produktdesign – Studium manifestiert.
Von was und wem lassen Sie sich in Ihrer tagtäglichen Arbeit inspirieren?
Esther Göröcs: Meistens sind es Details, die mich inspirieren. Ein solcher Impuls kann dann von allem ausgehen, mit dem ich mich grade Beschäftige oder was ich Wahrnehme. Das kann eine Beschreibung in einem Buch sein, eine Bewegung, die jemand macht, oder die Farben von Obst und Gemüse…
Haben Sie ein bevorzugtes Designprodukt? Welches wäre das?
Esther Göröcs: Nein, kein ganz bestimmtes. Es gibt einige Produkte, die mich besonders begeistern, sei es wegen ihres Nutzens, ihrer Form oder Farbigkeit. So ist bisher eine kleine Menge von „Lieblingsprodukten“ zusammengekommen, darunter zum Beispiel eine Tischleuchte von Targetti aus den 70ern. Der Aluminiumschirm ist wie eine Schneidematte lackiert, mattschwarz mit grünen, dünnen Linien. Es ist eine wunderschöne Leuchte.
Wir sind besonders auf Ihre Projekte „180°“ und „superbowl“ aufmerksam geworden. Erzählen Sie uns doch ein paar Details darüber.
Esther Göröcs: 180º basiert auf einer digitalen Graphik, die ich analog nachgezeichnet habe. Aus dieser Zeichnung habe ich Ausschnitte genommen, die wiederum digitalisiert wurden. Der 2D- Entwurf lebt von den Farbverläufen, während der handgeknüpfte Teppich die einzelnen Formen und deren Zusammenspiel betont. So beschreibt der Prozess einen ständigen Wechsel zwischen Digital und Analog und den sich daraus ergebenden Unterschieden in Form, Farbe und Material.
Superbowl ist ein niederkomplexes Produkt, das in erster Linie den Zweck hat, den Kleinkram, der auf dem Schreibtisch für Unordnung sorgt, aufzubewahren und schnell wieder zugänglich zu machen. Die Gummischale lässt sich durch ein Loch in ihrem Boden von unten auf runde, handelsübliche Tischbeine aufziehen. Zwar verändert Superbowl das Erscheinungsbild des Tisches deutlich, aber im Vordergrund steht die Funktion.
Einerseits entwerfe ich Produkte, deren Form, Farbe oder Dekor ausschlaggebend sind und denen eine Funktion zugeordnet wird. Andererseits reizen mich die kleinen, praktischen Dinge, deren Form und Material ihrer Funktion zugeordnet werden. Ein nächster Schritt wird sein, zu versuchen, diese beiden Standpunkte sinnvoll zusammen zu bringen.
Wenn eine große Möbelkette auf Sie zukommen würde. Käme für Sie eine Zusammenarbeit in Frage?
Esther Göröcs: Das kommt auf die Möbelkette an… grundsätzlich ist es eine tolle Vorstellung, dass meine Produkte sehr viele Menschen im Alltag begleiten würden. „Superbowl“ ist ein Produkt, das ich unheimlich gerne mit Ikea realisieren würde. Die Schale ist ein ideales Add On für die runden Tischbeine, die dort erhältlich sind. Eine solche Zusammenarbeit würde das Produkt noch spezifischer machen. Es gäbe es eine gesunde Einschränkung in der Produktion, da Ikea die Tischbeine in zwei Durchmessern anbietet, und gleichzeitig vielfältige Auswahlmöglichkeiten durch die vier Formen und Farben der Schale.
Wie sieht Ihre Wohnung aus: Wohnen Sie mit Ihren eigenen Produkten?
Esther Göröcs: Ja. Ich arbeite und wohne in den gleichen Räumlichkeiten. Ich finde es wichtig, eigene Produkte zu nutzen, weil ich so immer wieder überprüfen kann, ob und wie sich die Dinge im Alltag verhalten.
Wie sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?
Esther Göröcs: Ich stehe jetzt am Anfang meiner Selbständigkeit. Ich möchte in Zukunft meine Entwürfe mit Herstellern realisieren können, und mich auch damit immer weiter entwickeln.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.