Heute sprechen wir mit einer Designerin, deren Arbeiten ausgesprochen ausgefallen und innovativ sind. Jedoch haben sie trotz ihrem innovativen Design stets etwas traditionelles.
Die in Kassel lebende Möbeltischlerin und Produktdesigner Hanna Krüger beantwortet Fragen über ihr Arbeiten, ihr Leben und präsentiert uns einen Auszug ihrer Arbeiten. Weitere Informationen über Hanna Krüger findet ihr u. a. auf ihrer Internetseite: Hanna Krüger.
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Hallo Frau Krüger. Es freut uns, dass Sie sich etwas Zeit nehmen konnten für unser Interview. Stellen Sie sich doch bitte kurz unseren Lesern vor.
Hanna Krüger: Mein Name ist Hanna Krüger und ich bin Designerin.
Nach dem Abschluss meines Studiums an der Kunsthochschule Kassel habe ich 2011 mein eigenes Studio gegründet. Ich lebe und arbeite derzeit in Kassel.
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Hanna Krüger: Nach einer Ausbildung zur Möbeltischlerin und einem Studium an der Werkakademie habe ich an der Kunsthochschule Kassel Produktdesign mit dem Schwerpunkt Möbeldesign und Ausstellungsarchitektur studiert.
Wie sind Sie zum Produktdesign gekommen?
Hanna Krüger: Dinge zu entwerfen und sich mit der Kultur und Welt der Gegenstände auseinander zu setzen ist eine Form des künstlerischen Tätigseins. Ich habe im Entwerfen meine Form der Sprachlichkeit, meine Äußerungsmöglichkeit zu der mich umgebenden Welt gefunden – jenseits der Worte.
Von was und wem lassen Sie sich in Ihrer tagtäglichen Arbeit inspirieren?
Hanna Krüger: Die Inspirationsquellen sind vielfältigst – wenn man in diesem Bereich tätig ist, läuft man mit wachen Sinnen durch die Welt. Ausgangspunkt meiner Entwürfe sind oft Materialien und deren Transformation, sehr häufig auch die damit verbundenen Produktionsprozesse. Ich bin sehr interessiert an den verschiedenen auch systemischen Einflussfaktoren auf einen Entwurfe und experimentiere damit. Auch konzeptionelle Gedanken können ein Ausgangspunkt sein.
Haben Sie ein Lieblings-Möbelstück? Welches wäre das?
Hanna Krüger: Ich bin ein großer Fan von den Regalen und Raumteilern von Charlotte Perriand. Außerdem liebe ich Vasen, im Besonderen die eigenwilligen Glasvasen von Tapio Wirkkala. Grundsätzlich messe ich jedem mich umgebenden Möbel und Gegenstand dieselbe Bedeutung zu.
Wir sind besonders auf Ihr Projekt „Vaiss.eau“ und „Figurines“ aufmerksam geworden. Erzählen Sie uns doch ein paar Details darüber.
Hanna Krüger: Der Entwurf der Pendelleuchte Vaiss.eau geht auf Formen historischer Glasflaschen und Behälter zurück. Dabei hat mich besonders die Wölbung im Boden alter Flaschen und die damit verbundene Dopplung des Glases interessiert, welche ich in der Leuchte aufgenommen habe. Damit habe ich ganz traditionelle Herstellungsmethoden verwendet und in ein zeitgenössisches Produkt übersetzt.
Die Figurinen sind inspiriert von den Kostümen des triadischen Balletts von Oskar Schlemmer, welches er im Bauhaus entwickelt hat. Die Herstellung von mundgeblasenem Glas kommt einem choreographischen Ablauf gleich. Die frei geblasenen Glaskörper sind in der Bewegung der Herstellung erstarrt und zeigen damit die Beweglichkeit der Körper. Somit entsteht bei den Figurinen wie in den Kostümen Schlemmers ein Spannungsverhältnis zwischen geometrischen Körpern und der Bewegung des menschlichen Körpers (des Glases).
Weitere Informationen zu den Arbeiten von Hanna Krüger findet Ihr hier -> www.hannakrueger.de/
Wenn Sie feststellen, dass jemand eines Ihrer Produkte kopiert. Sehen Sie es als Kompliment oder als Diebstahl?
Hanna Krüger: Grundsätzlich ist das natürlich überhaupt nicht in Ordnung, denn ein Entwurf ist meine künstlerische Arbeit und damit auch an mich gebunden. Davon lebe ich.
Eine Kopie, um das betreffende Produkt in der gleichen Weise nur billiger und ohne meine Beteiligung zu vertreiben würde ich als Diebstahl bezeichnen.
Natürlich lässt sich aber gerade heutzutage, wo so viel und so schnell digital und visuell veröffentlicht wird nicht ausschließen, dass man Inspirationsquelle für Andere ist, genauso, wie man selbst von Anderen inspiriert wird. Es kann auch sehr interessant sein, sich bewusst und offen auf andere Entwerfer zu beziehen. Manchmal tauchen auch zur selben Zeit viele sehr ähnliche Dinge auf – das hat wohl mehr mit dem Zeitgeist zu tun, als mit der Kopie. Der Philosoph Franciso Varela sagte dazu mal: „Die Ideen gehören niemandem, sie liegen in der Luft.“ Es geht darum, wer sie einfängt, sichtbar macht.
Wenn eine große Möbelkette auf Sie zukommen würde, käme für Sie eine Zusammenarbeit in Frage?
Hanna Krüger: Jede Zusammenarbeit ist zu überprüfen und auch erstmal ungewohnte Angebote können positive Aspekte bergen. Am Ende muss man immer für sich und seine Überzeugungen stimmig entscheiden und handeln. Genau das würde ich auch in so einem Fall tun.
Wie sieht Ihre Wohnung aus: Wohnen Sie mit Ihren eigenen Produkten?
Hanna Krüger: In meiner Wohnung finden sich vereinzelt Prototypen und Belegexemplare meiner eigenen Entwürfe. Es ist toll, wenn man sich mit den eigenen Dingen auch umgeben mag. Sehr gerne habe ich aber auch Dinge anderer Entwerfer um mich.
Wie sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?
Hanna Krüger: Ich hoffe mein Studio weiter ausbauen zu können. Dabei möchte ich sowohl meine eigenen Projekte weiter verfolgen als auch mit geeigneten Herstellern kooperieren.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.