Interview mit Holger Berg

Portraitfoto Holger BergIm Gespräch mit Holger Berg

Der Hamburger Designer Holger Berg gewann u. a. für seinen Conceptstore für exklusive Designermode und Accessoires „Stoffsüchtig“ den Reddot Design Award. Im Interview erzählt er uns wie es zu dieser Idee kam und verrät uns auch ein paar Details aus seinem Leben.

Weitere Informationen und die neuesten Projekte des Designers Holger Berg findet man auch auf seiner Webseite. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen des Interviews!

Hallo Herr Berg, es freut uns, dass Sie sich etwas Zeit nehmen konnten für unser Interview. Vielleicht möchten Sie sich kurz unseren Lesern vorstellen.

Holger Berg Meine Name ist Holger Berg, ich bin 33 Jahre alt und meines Zeichens Raumkonzept-Designer aus Hamburg. Im Mai 2012 habe ich BERG – Raumkonzepte, Design, Interior gegründet und spezialisiere mich gerade auf Retail-Design. Meine Leidenschaft gilt jedoch Räumen und Zwischenräumen jeglicher Art.

Sie haben sich im Mai 2012 mit BERG – Raumkonzepte | Design | Interior selbstständig gemacht. Wie kam es dazu?

Holger Berg: Für mich stand schon seit langem fest, dass meine berufliche Zukunft auf die Selbständigkeit hinausläuft. Es ging dann plötzlich aber alles sehr schnell. Mein Vertrag bei der Agentur wo ich angestellt war lief zum Ende 2011 aus. Zu dem Zeitpunkt fragten Stoffsüchtig bei mir an. Als sich dann die Größe des Projektes abzeichnete, beschloss ich, die Chance zu nutzen und ins kalte Wasser zu springen. Bis jetzt habe ich es noch nicht bereut.

Hat Sie das Thema Raum- und Shopdesign schon immer interessiert?

Holger Berg: Ja, definitiv. Ich hatte noch als Schüler einen Zeichenkurs besucht. Der Dozent dort sagte mir, nachdem ich schon einige Male dort gewesen war, dass mein großes Thema wohl „Raum“ wäre. Ich befand nach einigem Überlegen, dass er recht hatte. Seit dem lässt mich dieses Thema nicht mehr los. Meine Affinität zum Shop-Design hat sich allerdings erst in den letzten ca. 4 Jahren herausgebildet.
Portrait Holger Berg
Im Juli 2013 wurde Ihr Shopdesign für den Stoffsüchtig Store in der Hafencity Hamburg mit dem Red Dot Designaward gekürt. Sind Sie nun dort angelangt, wo Sie immer hin wollten?

Holger Berg: Mit dem Red Dot bin ich zumindest sehr schnell an einen Punkt gelangt, von dem ich dachte, dass er noch etwas auf sich warten ließe. BERG gibt es keine 1,5 Jahre und plötzlich hängt meine erste Arbeit in einem Designmuseum. Das musste ich erst mal verarbeiten. Ich fühle mich sehr geehrt und bin sehr stolz. Eine größere Bestätigung kann man kaum in der Fachwelt bekommen. Wo ich also hin will, das zeichnet sich durch den Red Dot natürlich ganz neu ab.
Stoffsüchtig Holger Berg
Sie wohnen in Hamburg. Wie stark beeinflusst diese Stadt Ihre eigene Arbeit?

Holger Berg: Ich bin in Hamburg geboren und aufgewachsen. Dieser Hintergrund beeinflusst mich und somit auch meine Arbeit natürlich schon in gewisser Weise. Dabei ist das Hafen-Areal, die Mischung aus Industrie-Romantik, gezähmter Natur, Geschichte, und Seefahrt schon sehr reizvoll für mich. Besonders um die eigenwillige Ästhetik des Freihafens kommt man als Gestalter in Hamburg eigentlich nicht herum.

Nicht zuletzt ist es natürlich auch wichtig, zu wissen, wie die Hamburger ticken wenn es darum geht etwa einen Shop in einem bestimmten Stadtteil zu entwerfen. Der Hanseat an sich ist halt eine eigene Spezies.

Was ist eigentlich so interessant daran, Designkonzepte für Shops und Räume zu entwerfen?

Holger Berg: Speziell am Shop-Design gefällt mir, dass es sich um einen halb-öffentlichen Raum handelt. Es gibt also ein Publikum, welches auf das Design in irgendeiner Weise reagiert. Das finde ich spannend zu beobachten. Beim Shop-Design geht es darum, verschiedene Vorstellungen, Ideen, Bedürfnisse, Vorgaben, Funktionen und Emotionen unter einen Hut zu bringen und alles in ein schlüssiges Konzept und Design zu verpacken. Diese vielen Parameter, die bedacht werden wollen, schränken einen zwar ein, eröffnen einem aber auch ganz andere Perspektiven, um neue Ansätze zu entwickeln.
Das spannende ist der Weg dahin, das ganze dann real „wachsen“ zu sehen und später dann durch den fertigen Laden oder Raum zu gehen. Letzteres ist das wofür man´s tut.
Stoffsüchtig
Wir sind besonders gespannt, was Sie uns über Ihr Projekt „Stoffsüchtig“ erzählen können. Erzählen Sie uns, wie Sie zu dieser Idee kamen.

Holger Berg: Begonnen habe ich mit der Entwicklung einer zweidimensionalen, grafischen Struktur aus welcher sich dann die dreidimensionalen Gitterkonstruktionen entwickelten. Die Gitter sollten aus rohem, unveredeltem Stahl gefertigt werden, um den Industriecharme des nahe gelegen Hafens aufzugreifen. Zu dem Zeitpunkt als ich anfing, mit Stoffsüchtig zu arbeiten gab es den Laden bereits seit einiger Zeit. Das Interior-Design was bis dahin eine Zwischenlösung, welche aber von den Kunden sehr gut angenommen wurde. Es war also Teil der Aufgabe, den Pop-Up-Store Charakter, welcher hauptsächlich durch Euro-Paletten geprägt war, ein Stück weit beizubehalten. So entstand die Idee, Warenpresenter und Tresen aus Sperrholz zu fertigen, um über das Material eine Brücke zu dem Paletten zu schlagen.
Stoffsüchtig Hamburg
Da Stoffsüchtig sich als modern, jung, urban und etwas verrückt bezeichnen lässt, musste ein Bruch zu den rohen, industriellen Elementen geschaffen werden. So kam die Idee einen Raumkubus für die Anprobekabinen zu bauen, welcher mit hinterleuchteten Radiant-Color-Paneele verkleidet ist. Zusätzlich sind die Innenräume der Kabinen zu unterschiedlichen Themen gestaltet, welche sind auf die Wortschöpfung „Stoff-Süchtig“ beziehen.

Worin besteht die größte Herausforderung beim Entwerfen eines ganzheitlichen Designkonzeptes?

Holger Berg: Wie schon erwähnt, sehe ich eine der Haupt-Herausforderung darin, die vielen Faktoren welche beachtet werden möchten, zusammen zu bringen. Bis zur Fertigstellung des Baus entwickelt sich das Konzept eigentlich immer noch weiter. Man muss so flexibel sein ggf. etwas abzuändern und hierbei trotzdem immer den Blick für das Gesamtbild behalten, da die einzelnen Beteiligten dies nicht immer vor Augen haben können.
Stoffsuechtig Reddot Design Award
Wie sieht Ihre Wohnung aus? So ausgefallen und interessant wie Ihre Arbeiten?

Holger Berg: Freunde beschreiben meine Wohnung als modern, gemütlich und mit vielen Details.
Meine Wohnung ist nicht komplett „durchdesignt“ obwohl es natürlich zu jedem Raum eine grobe Idee gibt, welche Stück für Stück weiter umgesetzt wird. Meine Wohnung ist eigentlich eine Art Dauerprojekt. Die letzte Leuchte wurde erst angebaut nachdem ich schon 6 Jahre dort gewohnt hatte.
Ein Highlight im Wohnzimmer ist eine Wand, welche vollständig mit alten Tapetenmustern beklebt ist und ein breites Band aus schwarzem Plexiglas, welches sich einmal um den kompletten Raum zieht. Die Details finden sich in antiken Kleinmöbeln und Bilder von meist befreundeten Künstlern.

Wie sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?

Holger Berg: Auf jeden Fall verfolge ich weiter die Spezialisierung im Bereich Retail-Design. Das liegt mir einfach und der Red Dot und nicht zuletzt die Kunden geben mir Recht. Ich möchte mir aber auch die Offenheit bewahren, mich überraschen zu lassen, es auf mich zukommen zu lassen. Ich möchte nicht irgendwann feststellen müssen, dass ich immer das gleiche mache. Mir gefällt interdisziplinäres und experimentelles Denken und Arbeiten. In meiner Schublade schlummern noch einige Projekte, die auf ihren Moment warten.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.


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