Der Produktdesigner Jonas Schroeder hat uns im Interview Fragen zu seinen Arbeiten und seinem Leben beantwortet. Er erzählt uns auch ein paar Details zu seinem Couchtisch „PLEKTRON“, den wir auf der imm Cologne 2014 bewundern konnten…
Weitere Informationen und die neuesten Projekte des Designers findet man auch auf der Webseite seiner Möbelmarke Joval. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen des Interviews!
Hallo Herr Schroeder, es freut uns, dass Sie sich etwas Zeit nehmen konnten für unser Interview. Vielleicht möchten Sie sich kurz unseren Lesern vorstellen.
Jonas Schroeder: Mein Name ist Jonas Schroeder, ich bin 32 Jahre alt und lebe in München. Neben dem Möbeldesign bin ich leidenschaftlicher Windsurfer und liebe es die Welt kennen zu lernen.
Sie bezeichnen sich selber als Autodidakt in der Designbranche. Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Jonas Schroeder: Studiert habe ich keinen kreativen Studiengang, sondern aus rationalen Erwägungen heraus Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Nach meinem Studium an der Universität Augsburg mit Aufenthalten in Montreal, New York, Madrid und Chicago arbeitete ich erst bei einer Strategieberatung in Hamburg und dann bei einem Möbel-E-Commerce Unternehmen in München.
Weil mir jedoch die kreative Komponente gefehlt hat und ich eine latente Leidenschaft für Möbeldesign hatte, kündigte ich meinen Job und gründete die Möbelmarke joval.
Hat das Thema Produktdesign Sie schon immer interessiert?
Jonas Schroeder: Ja, eigene Möbel entwerfe ich seit ich ca. 16 Jahre alt bin. Mein Vater hat eine gut ausgestattete Werkstatt in der ich für Freunde und mich schon diverse Möbel gebaut habe. Ein kreatives Studium habe ich nie versucht, da ich nicht zeichnen kann, sondern die Entwürfe in meinem Kopf immer direkt umgesetzt habe.
Worin besteht die größte Herausforderung beim Entwerfen eines Produktes?
Jonas Schroeder: Aus meiner Sicht ist die größte Herausforderung die, ein Produkt so zu entwerfen, dass es trotz niedriger Stückzahlen zu einem Preis gefertigt werden kann, der es marktfähig macht – und gleichzeitig neuartig und innovativ genug ist, um überhaupt im Markt aufzufallen.
Auf der imm Cologne 2014 konnten wir Ihren „Couchtisch Plektron“ begutachten. Erzählen Sie uns doch ein paar Details darüber.
Jonas Schroeder: Die Grundidee bei PLEKTRON war der Entwurf eines dreieckigen Couchtischs, der sich durch eine harmonische Formgebung auszeichnet. PLEKTRON sollte ein Couchtisch werden, der auffallend und anders ist. Die Linienführung, die an die Dreickstische der 50er Jahre erinnert, ist das Resultat des Spiels geometrischer Formen und ihrer proportionalen Ableitungen. Die Tischplatte besitzt eine „implizite Symmetrie“, d.h. die Länge der Grundform des Tischs – des gleichseitigen Dreiecks – ist durch die gerundeten Seiten nahezu identisch mit der Breite. Dadurch wirkt die Form Tischplatte harmonisch, ohne dass man weiß weshalb.
Die Beine folgen in ihrer Linienführung der Form der Tischplatte – gehen also bogenförmig zum Boden. Gefertigt werden sie aus Stahl oder Edelstahlblech, das mit einem Laser geschnitten und dann mit einer speziellen Technik gebogen wird. Die Beine sind so gebogen, dass sie an der untersten Stelle parallel zum Boden verlaufen. Der Tisch hat aufgrund der Geometrie der Beine trotz der dünnen Blechstärke eine hohe Stabilität und schont gleichzeitig den Untergrund.
Ein weiteres Detail ist das sternförmige Furnier oder die sternenförmige Zierfuge. Sie soll zu einer harmonischen Linienführung beitragen. Dort wo die Beine an der Tischplatte ansetzen fängt die visuelle Dreiteilung der Tischplatte an. Jede Linie lässt sich also unendlich fortführen.
Um die Haptik zu optimieren und die Tischplatte schmaler erscheinen zu lassen, ist die Tischkante mit einem Radius von 25mm abgerundet – hier habe ich einen Radius statt eines Winkels gewählt, da die Formensprache des Tischs organisch ist. Die Porportionen von PLEKTRON sind ziemlich genau 2:2:1 – Breite zu Tiefe zu Höhe.
Wie würden Sie Ihren eigenen Stil/Design beschreiben?
Jonas Schroeder: Wenn ich entwerfe, verbinde ich analytische, mathematische Ansätze mit Intuition und viel Liebe zu Details. Mein Ziel ist es Produkte zu entwerfen, die möglichst zeitlos sind und an denen sich Menschen für einen sehr langen Zeitraum erfreuen können – sowohl visuell als auch durch eine angenehme Haptik.
Wenn Ihnen einmal die Designideen ausgehen, was tun Sie?
Jonas Schroeder: Zu wenig Ideen waren noch nie die Herausforderung…
Ist Ihnen die Form wichtiger, als die Funktion eines Gegenstandes?
Jonas Schroeder: Ja, die Form ist wichtiger, weil aus meiner Sicht primär die Form die Emotion hervorruft, die dazu führt, ob einem ein Produkt gefällt oder nicht. Die Funktion muss einfach gegeben sein. Besonders ist dies wohl bei Möbeln der Fall. Bei meinem faltbaren Regal REBAR zum Beispiel ist die Falttechnik zwar ein besonderes Merkmal, die wenigsten Menschen kaufen es jedoch weil es sich sehr leicht aufbauen lässt, sondern weil ihnen die leichte transparente Optik gefällt.
Wie sieht Ihre Wohnung aus. Wohnen Sie mit Ihren eigenen Produkten?
Jonas Schroeder: In meiner Wohnung stehen praktisch nur selbst entworfene Möbel.
Wie sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?
Jonas Schroeder: Ich werde die Kollektion von joval stetig durch neue Produkte und Produktvarianten weiterentwickeln und den Vertrieb weiter ausbauen. Zudem möchte ich in Zukunft Designstudenten ökonomische Grundlagen und Arbeitstechniken vermitteln.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.