Interview mit Michael Remerich

Portrait Michael RemerichProduktdesigner aus Berlin
Wir präsentieren Euch heute das nächste Interview mit dem in Berlin lebenden Produktdesigner Michael Remerich. Wir freuen uns diesen jungen und sehr emotionalen Produktdesigner Euch vorstellen zu können. Seine Arbeiten sind sehr von der Fantasie und den Emotionen des Designer geprägt und bekommen so eine ganz eigene Note. Ein Designer, der ganz anders an seine Arbeiten rangeht als viele andere Designer. Ein wirklich interessanter Mensch. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen des Interviews!

Hallo Herr Michael Remerich. Es freut uns, dass Sie sich etwas Zeit nehmen konnten für unser Interview. Stellen Sie sich doch bitte kurz unseren Lesern vor.

Michael Remerich: Mein Name ist Michael Remerich, ich bin 29, lebe und arbeite momentan in Berlin.

Wie ist Ihr Werdegang? Wo haben Sie studiert, bzw. wo wurden Sie ausgebildet? Und was machen Sie zur Zeit beruflich?

Michael Remerich: Ich habe nach einer Ausbildung zum Werbetechniker an der HBK Saar in Saarbrücken studiert. Während meines Studiums habe ich mich hauptsächlich mit Möbel-, Glas- und Interior Design beschäftigt. Nach meinem Diplom und einem Vertiefungsstudium zog ich 2010 nach Berlin um für Werner Aisslinger zu arbeiten. Nach einem grandiosen Jahr und vielen wunderbaren Projekten im Studio Aisslinger, zusammen mit Thonet, Magis, Moroso, Vitra etc. bin ich nun damit beschäftigt mein eigenes Studio in Berlin zu etablieren.

Wie sind Sie zum Produktdesign gekommen und wer oder was inspiriert Sie?

Michael Remerich: Ich bin davon überzeugt dass Kreativität sich immer ein Ventil sucht, manche bemalen Züge, andere Leinwände, wiederum andere komponieren Musik und ich gestalte Produkte. Für mich ist Produktdesign die Basis meiner Kreativität. Durch die Vielfalt ist Produktdesign das für mich interessanteste Gebiet mit dem ich mich am intensivsten beschäftige. Meine Ideen beschränken sich allerdings nicht nur auf dieses Themengebiet und so hab ich oftmals auch grafische oder architektonische Ideen. Was mich inspiriert kann ich nicht erklären. Ebenso wenig wie, wer oder was mich beeinflusst. Die Ideen sind einfach greifbar.
Portrait Michael Remerich
Was begeistert Sie am Produktdesign?

Michael Remerich: Design wird heute oftmals als sehr methodisch und wissenschaftlich dargestellt. Genau dies ist es allerdings für mich nicht. Design ist in meinen Augen hingegen etwas intuitives das sich in einer Idee manifestiert die im ersten Moment ohne den objektiven Gebrauch des Verstandes auskommt. Die spätere Komposition von Form, Farbe und Material hingegen ist etwas erlernbares und ist in erster Linie die Darstellung der eigenen Erfahrungen und Emotionen. Die Kombination aus Intuition, Empathie und objektivem Schaffen hat etwas ungemein schöpferisches und ist genau das was mich am Design fasziniert. Ein Satz von Hermann Bahr war mir immer wichtig um zu verdeutlichen was Design für mich bedeutet:„Seine Welt zeige der Künstler – die niemals war noch jemals sein wird„. Als Designer habe ich den Vorteil meine Welt zeigen zu können, die niemals war aber vielleicht noch sein wird.

Wer sind Ihre Lieblingskünstler und wieso?

Michael Remerich: Es gibt nicht den Lieblingskünstler, von dessen Arbeiten ich uneingeschränkt begeistert bin. Dies liegt wohl in erster Linie daran, dass ich künstlerisch Geschaffenes sehr emotional betrachte. Ich bin entweder total fasziniert von Objekten oder empfinde sie als langweilig oder unnötig.

Haben Sie ein Lieblingsprodukt, wenn ja welches?

Michael Remerich: Ich verbinde mit all meinen Lieblingsprodukten eine persönliche Geschichte. Ich glaube, dass ein Gegenstand nur dann zu etwas Besonderem wird, wenn der Besitzer persönliche Erfahrungen oder Geschichten mit diesem Produkt verbinden kann . Mein absolutes Lieblingsprodukt ist eine Tasse. Sie ist keinem eindeutigen Gestalter zuzuordnen. Sie trägt keinen Namen und hat auch nicht den Anspruch ein großes Kulturgut zu sein. Sie macht genau das, was man von einer Tasse erwartet, besitzt aber einen eigenen Charme der sich über den eigentlichen Zweck erhebt. Ich glaube es gibt tausende solcher Produkte die einfach gut gestaltet sind, die uns allerdings nicht mehr auffallen weil sie in keinem Designblog erscheinen, keinen Namen tragen oder bei keinem bekannten Label in Produktion gehen.

Wir sind besonders auf Ihre beiden Produkte „CLING CLOCK“ und „MAI ARMCHAIR“ aufmerksam geworden. Erzählen Sie uns doch etwas darüber? Was haben Sich sich genau dabei gedacht?

Michael Remerich: Was will uns der Künstler damit sagen? Nichts!
Ich gestalte Produkte nicht mit einer festen Absicht oder gar dem Anspruch das Leben von Menschen zu verbessern oder zu beeinflussen. Meine Ideen und die daraus resultierenden Produkte basieren ausschließlich auf meiner Phantasie und sollen nicht mehr oder weniger sein als genau dieses. Produkte meiner Phantasie. Dass der MAI Armchair durch die Verwendung eines einzigen Formenwerkzeuges zur Produktion einer gesamten Stuhlfamilie doch sehr technisch daher kommt, ist ein wunderbares Nebenprodukt der grundlegenden Idee, eine Form sowohl für Rückenlehne als auch für die Sitzfläche zu verwenden. Dies war aber nie Intention oder Grundlage der Gestaltung. Ich glaube nicht daran, dass Design die Welt in irgendeiner Art und Weise verbessern kann. Design kann sie allerdings anders aussehen lassen und das ist doch auch etwas wundervolles.

Haben Sie zur Zeit noch weitere Projekte, an denen Sie arbeiten?

Michael Remerich: Ich bin zur Zeit mit mehreren Projekten beschäftigt die zum Teil auch Neuland für mich sind wie z.B. ein Schmuckprojekt. Ich arbeite häufig parallel an mehreren Projekten. Dabei entsteht oft eine Art „Crossover Dynamik“, durch die sich Projekte mit den unterschiedlichsten Hintergründen ergänzen oder inspirieren.

Wie sind Ihre weiteren beruflichen, künstlerischen Pläne?

Michael Remerich: Ich versuche mein Studio weiterhin voran zu treiben und mit meinem Design so viel Geld zu verdienen, um mir meine eigenen Produkte auch irgendwann leisten zu können.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.


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