Interview mit Oliver Schick

Portrait Oliver SchickIm Gespräch mit Oliver Schick

Der Produktdesigner Oliver Schick hat uns im Interview Fragen zu seinen Arbeiten und seinem Leben beantwortet. Er erzählt uns auch ein paar Details zu seiner schicken Lampe „Ronde“, die wir auf der imm Cologne 2014 am Messestand von GUBI bewundern konnten…

Weitere Informationen und die neuesten Projekte des Designers findet man auch seiner Webseite. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen des Interviews!

Hallo Herr Schick, es freut uns, dass Sie sich etwas Zeit nehmen konnten für unser Interview. Vielleicht möchten Sie sich kurz unseren Lesern vorstellen.

Oliver Schick Mein Name ist Oliver Schick – ich bin Produktdesigner und lebe und arbeite in Offenbach am Main.

Nach Ihrem Designstudium an der HBK in Saarbrücken haben Sie erst einmal als freier Designer für unterschiedliche Studios gearbeitet. Wie kam es dazu, dass Sie sich selbstständig gemacht haben?

Oliver Schick: Es war schon immer mein Ziel als selbständiger Designer zu arbeiten. Da hat man die besten Möglichkeiten, die eigenen Ideen umzusetzen. Allerdings ist es auch ein hartes Stück Arbeit als Selbständiger erst einmal an spannende Projekte heran zu kommen.
Man muss bei den Herstellern viel Überzeugungsarbeit leisten und immer Ball bleiben, bis man deren Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gewonnen hat. Gerade der Möbel- und Leuchtenmarkt ist ein von vielen guten Designern umkämpfter Bereich.
Oliver Schick
Hat das Thema Produktdesign Sie schon immer interessiert?

Oliver Schick: Definitiv ja! Ich habe mich als Kind schon dafür interessiert, wie die Dinge funktionieren.
Um sie zu begreifen, habe ich zum Leidwesen meiner Eltern meine Sachen oft auseinander gebaut, weil ich wissen wollte, wie sie von innen aussehen und was sich darin verbirgt.

Außerdem habe ich auch sehr früh damit begonnen Gegenstände abzuzeichnen. Auch das hatte mit dem „Begreifen-wollen“ einer Form zu tun. Damals war mir natürlich der Begriff „Produktdesign“ und dessen Bedeutung unbekannt und ich habe da eher intuitiv aus reiner kindlicher Neugierde gehandelt. Aber letztlich war das sicher schon der Grundstein für meinen heutigen Beruf. Außerdem bin ich ein Kind der 70er Jahre – eine Zeit, in der es gesellschaftlich viele Umbrüche gab. Die Schule und mein Umfeld haben mich in meinem Denken geprägt.

Es ging oft darum, die Dinge kritisch zu hinterfragen und quer zu denken – also darüber zu reflektieren, ob denn immer alles so sein muss, wie es ist oder ob es nicht auch andere Lösungsansätze gibt. Ich glaube dieses „Querdenken“ ist ein wichtiges Attribut für den Beruf des Produktdesigners.

Sie wurden in Darmstadt geboren. Wie stark hat sie die Stadt mit ihrem kulturellen Hintergrund geprägt?

Oliver Schick: In Darmstadt gibt es ein wunderschönes noch vollständig existierendes Stadtviertel aus der Zeit des Jugendstils. Die Gebäude wurden damals von berühmten Architekten und Gestaltern wie Peter Behrens oder Josef Maria Olbrich gebaut. Das Spannende daran ist, dass sie eben nicht nur die Häuer selbst, sondern auch deren komplettes Interieur bis hin zu den dort befindlichen Gebrauchsgegenständen entworfen haben – alles aus einer Hand.

Peter Behrens beispielsweise hat in dieser Epoche bereits die ersten seriell gefertigten Produkte für die damals schon existierende Firma AEG entworfen. Das war sozusagen die Geburtsstunde des Industrie Designs in Deutschland. Die Häuser des Darmstädter Jugendstil Viertels sind inzwischen teilweise als Museen für die Öffentlichkeit zugänglich. Ich habe sie schon oft besucht und sie beeindrucken mich immer wieder auf´s neue. Man spürt bis heute den Pioniergeist der Macher aus der damaligen Zeit.

Auf der imm Cologne 2014 konnten wir am GUBI Messestand Ihre tolle Lampe „Ronde“ begutachten. Erzählen Sie uns doch ein paar Details darüber.
Gubi Lampe Ronde
Oliver Schick: Mit Ronde wollte ich eine Leuchte entwerfen, die denkbar einfach in der Herstellung ist und auch eine Produktsprache spricht, die uns allen vertraut ist. Trotzdem sollte sie etwas „Neues“ und Eigenständiges haben. So ist eine klassische Pendelleuchte bestehend aus einem typischen glockenförmigen Schirm und einer simplen E27 Leuchtquelle entstanden. Die Herausforderung war nun, dieser Leuchte etwas zu geben, worin sie sich von allen anderen existierenden Pendelleuchten abhebt. So kam ich auf die Idee, den Schirm nach oben hin zu öffnen und ihm einen ausladenden Kragen zu geben, aus dem sich das Licht wie aus einer Amphore auch nach oben „ausgießt“. Ich habe hier also mit einer bildhaften Metapher gespielt, die nebenbei auch noch vom Aspekt der Lichtgestaltung her einen positiven Wirkungseffekt hat. Das Licht bei Ronde geht eben nicht nur nach unten, sondern taucht die Decke in einen angenehmen atmosphärischen Lichtverlauf.

Ich denke genau diese große Spanne zwischen dem einerseits Traditionellen und andererseits Kontemporären in diesem Entwurf hat GUBI so sehr überzeugt, dass sie sich entschieden haben, ihn mit in ihr Portfolio aufzunehmen. Denn das trifft genau deren Philosophie – zeitlose und trotzdem moderne Produkte, ganz gleich aus welcher Zeit sie letztlich stammen.
Ronde Gubi
Eines Ihrer neuesten Projekte ist der Stuhl „Layer“. Ein aus Formholz gefertigter stapelbarer Stuhl, der durch außergewöhnliches Design besticht. Verraten Sie uns ein paar Hintergrundinformationen?
Oliver Schick Stuhl Layer
Oliver Schick: Ich habe irgendwann einmal vor einem Turm übereinander gestapelter Stühle in einer Konzerthalle gestanden und war fasziniert von den sich immer wiederkehrenden Elementen der Sitzschalen und den dazwischen heraus wachsenden Stuhlbeinen. Dies hat mich zum Entwurf des Layer Chair inspiriert. Entstanden ist daraus ein stabiles Möbel in einer Sandwich-Bauweise.

Der Vorteil dieser Struktur ist, dass man alle Teile sehr dünnwandig und aus leichtem Material fertigen kann und der Stuhl im Inneren mehr oder weniger hohl ist. Das macht ihn zu einem wirklich sehr leichten aber trotzdem extrem robusten und visuell ungewöhnlichen Möbel. Alle Teile des Stuhls werden aus Formholz gefertigt und anschließend mit einer CNC Maschine in Kontur gefräst. Sind die Werkzeuge und Maschinen einmal eingerichtet, so lässt sich Layer in relativ kurzer Zeit ohne viel Nacharbeitung und Handarbeit in großen Serien fertigen. Alles sieht aus, als wäre es aus einem Guss eben wie aus einem Stück gefertigt. Einerseits hat der Stuhl die Optik eines hochtechnisierten Serienmöbels, andererseits besteht er fast zu 100% aus einem natürlich gewachsenen Material – das finde ich einen spannenden Kontrast. Ich habe Layer für den Schwedischen Hersteller „mitab“ entworfen – ein Unternehmen, das hauptsächlich Möbel für den Objektbereich herstellt. Hier sind die Anforderungen an Funktion und Stabilität besonders hoch und somit war es eine besondere Herausforderung, zumal es das erste reine Holzmöbel des Herstellers ist.
Stuhl Layer
Wenn Ihnen einmal die Designideen ausgehen, was tun Sie?

Oliver Schick: Das war noch nie der Fall und ich hoffe, das bleibt dabei! Ich denke aber, wenn man immer mit der Zeit geht, sie stets beobachtet und neuen Dingen gegenüber sich nicht grundsätzlich verwehrt, dann wird einem das Umfeld immer wieder genügend Inspirationsquellen für neue Ideen offenbaren.

Worin besteht die größte Herausforderung beim Entwerfen eines Produktes?

Oliver Schick: Das hängt immer vom jeweiligen Produkt ab, ich denke, das kann man nicht pauschal beantworten. Was mich sicher in allen Entwurfsprozessen begleitet, ist die Tatsache, dass ich mir stets die Herausforderung stelle, meine Entwürfe so einfach wie möglich, aber sowohl formal als auch funktional mit der größtmöglichen Wirkung zu gestalten.

Ist Ihnen die Form wichtiger, als die Funktion eines Gegenstandes?

Oliver Schick: Nein – beides sind wichtige Attribute, die ein gutes Produkt ausmachen. Wichtig ist nur, dass man beide Faktoren in einem hohen Maß in Einklang bringt. Es gibt sicher Produkte, bei denen ist das Eine wichtiger als das Andere oder umgekehrt – das hängt vom Produkt und auch dessen Einsatzzweck ab. Letztlich gehört beides eng zusammen und bedingt sich oft sogar gegenseitig. Außerdem halte ich es für wichtig, dass die Dinge dem Benutzer eben nicht nur zeigen, wie sie zu bedienen sind. Gerade Einrichtungsgegenstände, Dinge mit denen
wir wohnen und womit wir uns identifizieren, sollten auch eine emotionale Wirkung haben und eine kleine Geschichte erzählen. Auch das betrachte ich als eine Art Funktion.

Wie sieht Ihre Wohnung aus. Wohnen Sie mit Ihren eigenen Produkten?

Oliver Schick: Meine Wohnung ist eher bescheiden eingerichtet. Je weniger ein Raum mit Gegenständen belastet ist, desto schöner finde ich es – die Dinge können besser wirken und haben mehr Luft zum atmen. Natürlich gibt es auch den einen oder anderen Prototypen, den ich im täglichen Leben benutze. Daran kann ich dann sehen, ob meine Idee bzw. das Konzept aufgegangen und auch wirklich für den Alltag brauchbar ist. Diese Erkenntnisse fließen oft in den nächsten Entwurf mit ein.

Wie sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?

Oliver Schick: Noch möglichst viele sinnvolle, schöne und langlebige Produkte zu entwerfen, an denen die Menschen Freude haben.

Vielen Dank für das Gespräch und wir wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute.

Oliver Schick: Ich danke dem Raumideen-Team für das Interesse an meiner Arbeit!


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