Einen Klassiker neu aufleben zu lassen ist immer eine gewisse Herausforderung. Die Leute sind mit dem Original so vertraut, dass dem Remake oft keine Chance gegeben wird. Damit eine Neuauflage von etwas Bekanntem und Vertrautem gelingen kann, ist es wichtig, den aktuellen Zeitgeist und eigene Interpretationen des Originals in das Cover mit einfließen zu lassen. Das hat Helen Fielding verstanden, als sie mit Bridget Jones Jane Austens Stolz und Vorurteil neu verarbeitete. Das hat Johnny Cash bei seiner Version von Hurt verstanden, die er auf Grundlage des Nine-Inch-Nails-Klassikers zu einem eigenständigen Song verarbeitete. Und das hat Designer Phillippe Stark verstanden, als er sich dazu entschloss, drei Designklassiker zu einem meisterhaften Remake verschmelzen zu lassen.
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Aus dem bis heute produzierten 3107er Stuhl aus Arne Jacobsens Serie 7, Charles Eames unsterblichem Stuhlklassiker, der schon öfter gecovert wurde als Bob Dylan’s Hymne Knocking on Heaven’s Door, Eiffel, und dem nicht minder berühmten Tulpen-Stuhl des dänischen Designers Eero Saarinen entstand an Starks Reißbrett Masters.
Phillippe Stark für Kartell
Phillippe Stark hat den Masters für den Möbelhersteller Kartell entworfen. Die Verwandtschaft zu den drei Vorbildern ist beim Anblick von Masters – weniger noch im direkten Vergleich – nicht zu leugnen. Stark selbst sagt über seinen Designansatz:
„[…] wir versuchen bei jedem Objekt, mehr und mehr Materie wegzunehmen.“
Beim Masters ist das deutlich an der Gestaltung der Rückenlehne erkennbar. Die vier schmalen, hohen Stuhlbeine verleihen dem Masters eine gewisse Eleganz, deren Assoziation mit langen, femininen Beinen Phillippe Stark wohl durchaus bewusst gewählt hat.
Schließlich macht er keinen Hehl daraus, dass Sinnlichkeit eine große Rolle bei seinen Entwürfen spielt.
Die großzügig geschwungene, ausladende Sitzfläche steht in subtilem Kontrast zu den feinen Strukturen der Stuhlbeine, Rücken- und Armlehne. So, dass eine weitere Interpretation von sinnlicher Weiblichkeit beim Masters nicht abzustreiten ist. Ist der Masters also ein stuhlgewordener Frauenkörper? Die Frage kann wohl nur Phillippe Stark selbst wirklich beantworten. Was man dem Masters aber lassen muss, er kann sich schon jetzt getrost zu den modernen Klassikern des Stuhldesigns gezählt werden. Ein formschöner, bequemer und trotz aller Eleganz und Zartheit robuster und langlebiger Stuhl, der sich in einen sachlichen Rahmen ebenso gut einfügt, wie in einen verspielten.