Der Trend ‚Tiny House‘ schwappt so langsam aus den USA über den großen Teich zu uns hinüber. Dabei hat die Kreativität der Minihauswelle kaum Grenzen, vom tatsächlich minimalistischen modernen Nomaden bis zum Wochenendhaus der Luxusklasse geht beinahe alles. Gestoppt werden die Anhänger des Eigenheims im Kleinstformat höchstens von den deutschen Gesetzen. Denn die schränken den Erbauer des Small House doch erheblich ein. So treibt der Trend hüben und drüben mitunter skurrile Blüten, wenn beispielsweise alte amerikanische Schulbusse zu veritablen Behausungen mit allem Drum und Dran ausgebaut werden. Während die Modeerscheinung in den USA aber hauptsächlich als freiwillige Downsizing-Bewegung propagiert wird, sind es hierzulande vermehrt finanzielle Einschränkungen, die Menschen ins Minihaus ziehen lassen.
Mobiles Wohnen im Minihaus
Die Idee des Tiny House ist aus dem in den USA populären Mobilheim entstanden. Zwar gleichen auch die aktuellen Kleinsthäuser manchmal mehr einem Wohnwagen als einem echten Haus. Aber heutzutage sieht man noch ganz andere Modelle des minimalistischen Wohnens. Ökologische Aspekte spielen bei dieser Lebensart eine kardinale Rolle. Da gibt es beispielsweise den Minibauherren Klaus Toczek, der die Entstehung seines Small House öffentlich im Internet zeigt. Er beschreibt sein autark orientiertes Do-It-Yourself-Projekt und dessen Fortschritte auf seiner Homepage genauestens in Wort und Bild. Nachahmung erwünscht. Ein ganz anderes Zuhause hat Simon Dale für seine Familie geschaffen. Auch dieses Minihaus kann man sich im Internet anschauen. Das Hobbithaus Marke Eigenbau und die dahinter stehende Philosophie werden nicht nur detailliert vorgestellt, man bekommt auch gleich eine komplette Bauanleitung mitgeliefert. An Inspiration mangelt es also nicht. Allerdings ist es in Deutschland nicht gestattet, ein auch noch so kleines Häuschen ohne Genehmigung aufzustellen. Die Vorschriften sind kompliziert und sollten vor der Planung eingehend studiert werden.
Notlösung oder Luxusklasse
Da es auch in unseren Breitengraden immer mehr Menschen gibt, die von Armut betroffen sind, ist das Leben auf dem Campingplatz keine Seltenheit mehr. Während der Wohnwagen in einem Fall die unvermeidliche Notlösung mit Chemieklo bedeutet, kann das Tiny House im anderen Fall aber auch Luxus pur bedeuten. Denn der Trend des Small House hat diverse Anbieter auf den Plan gerufen, die kleine hochpreisige Traumhäuser anbieten. Ein Bad mit allen Schikanen und eine High-Tech-Küche der Oberklasse sind da geradezu zur Selbstverständlichkeit geworden. Preise und Ansprüche variieren beim Minihaus also ganz erheblich. Schaut man sich einmal die einschlägigen Online-Kleinanzeigenmärkte an, findet man sehr günstige gebrauchte Mobilheime, in denen es sich auf einem ebenso günstigen Pachtgrundstück passabel wohnen lässt. Die Möglichkeit eines Hauptwohnsitzes ist häufig gegeben. Andererseits finden Interessierte mit größerem Geldbeutel Ferienhäuser auf höchstem Niveau. Die ausgeklügelte Ausstattung ist perfekt auf die mehr oder weniger beengten Verhältnisse angepasst und lässt keinen noch so luxuriösen Wunsch offen. Die bescheidene Datsche der neuen Bundesländer ist heute zu einem deutschlandweiten Trend mit kostspieligem Luxusfaktor geworden. Man hat die Wahl zwischen fertig konzipierten Häuschen aus robustem Spezialkunststoff mit kompletter Innenausstattung oder maßgefertigter Schreinerarbeit aus hochwertigem Holz. Die Modeerscheinung macht alles möglich.
Fotos von www.bock-tischlerei.de
Stationäre Mobilheime
Der Trend geht weg vom Mobilheim zum stationären Tiny House. Theoretisch sind die Kleinstbehausungen zwar meist noch von A nach B zu bewegen und haben oftmals sogar Räder zur Verfügung. Aber auch hier schieben die deutschen Gesetze einen Riegel vor. Denn mit so einem mobilen Minihaus darf man nicht ohne Weiteres über Deutschlands Straßen fahren. Die meisten kleinen Häuschen werden also stationär aufgestellt, vor allem auf Campingplätzen oder Pachtgrundstücken. Sie werden entweder als Wohnsitz oder als Feriendomizil genutzt. Eine Heizung und sanitäre Anlagen im Kleinsthaus sind heute nicht mehr außergewöhnlich, das Chemieklo bleibt dem mobilen Wohnwagenanhänger vorbehalten. Gekocht wird ganz professionell mit Gas und auch auf Dusche und Badewanne möchte der moderne Mobilheimbesitzer nicht verzichten. Selbst wenn das Kleineigenheim nicht der Luxusklasse angehört, hat es in der Regel alles zu bieten, was sich ein Hausbesitzer nur wünschen kann. Im Gegensatz zu herkömmlichen deutschen Behausungen der kleineren Art ist sogar ein Garten beim Mobilheim inbegriffen. My Small House ist my Castle ist also keine Übertreibung.