Möbel wie Beistelltische, Wohnzimmer- und Esstische aber auch Sideboards aus Massivholz haben in den letzten Jahren wieder Hochkonjunktur. Doch etwas ist anders: das Holz bleibt möglichst unverarbeitet und in seiner natürlichen Form erhalten. So werden die großartige Schönheit und fließende Form und Kontur der Baumstämme und Äste, aus denen Tische, Sideboards und Lampen herausgearbeitet sind, erhalten.
Anders als traditionelle Massivholzmöbel sind natürliche Baumstammmöbel nur so viel wie nötig bearbeitet. Es werden mit vertikalem oder horizontalem ganzem Stücke aus Baumstämmen herausgetrennt, eine schonende Oberflächenbehandlung aufgetragen und die Kanten glatt und plan gemacht. An der Form der Holzteile wird in aller Regel nichts oder nur wenig geändert, um den natürlichen Wuchs des Baumes zu erhalten.
So wird aus jedem Möbel ein einzigartiger Einrichtungsgegenstand – und ganz sicher ein echter Hingucker. Wer jetzt aber glaubt, dass solch rustikal anmutende Tische und Sideboards aus naturbelassenem Massivholz nur in Cottages und Holzhütten ansprechend in Szene gesetzt werden können, der irrt.
Tische und andere Möbel aus Baumstämmen und Wurzeln sind sehr vielseitig und fügen sich in verschiedene Einrichtungsstile ganz hervorragend ein.
Manchmal sorgen sie für Harmonie, manchmal für Kontraste – auf jeden Fall aber sorgen sie immer eine Verbindung zur Natur und für Dynamik und fließende Formen im Raum. Naturbelassenes Holz ist nicht an einen Einrichtungsstil gebunden. Zwischen Einrichtungsgegenständen von unterschiedlicher Struktur und Form, kann ein Möbelstück aus massivem, unverändertem Holz das entscheidende Element sein, um dem Gesamtambiente Einheit zu verleihen.
Baumstammmöbel in modernem Ambiente
In einer modern eingerichteten Umgebung sorgen Baumstammtische, -podeste und -beistellmöbel für einen hohen Kontrastpunkt. Wo klare Linien das Ambiente dominieren, können die natürliche Maserung, vermeintliche Schönheitsfehler im Holz und Augen oder Astringe in der Stringenz einer modernen Einrichtung eine subtile und ungezwungene Disruption auslösen. Auf diese Art und Weise bilden Baumstammmöbel einen tollen Kontrast zu weißen Wänden und sauberen Linien im Raum.
Weiße Wände, Chromelemente und Ton-in-Ton gehaltene Deko und Einrichtung sind war sehr modern und haben sicher ihren eigenen Charme. Ein modern gestalteter Raum kann aber auch schnell steril wirken. Ein Baumkantentisch mit seinen ungewöhnlichen, natürlichen Formen, Farben und Kurven kann für die nötige Wärme, Lebendigkeit und Gemütlichkeit sorgen.
Baumkantentische für einen Mix-and-Match-Stil
Bei Sofatischen oder Beistelltischchen mit einer Tischplatte aus Baumstammscheiben bleiben die natürlichen Konturen des ursprünglichen Baumes erhalten. Besteht die Tischplatte etwa aus dem Baumteil, an dem der Stamm in die Äste übergeht oder der Tischfuß aus der Wurzel, ist der Tisch besonders gut geeignet für eine legere boho-mäßige Einrichtung, die nicht konsequent und dogmatisch einer bestimmten Stilrichtung folgt. Solche Einrichtungen entwickeln sich meist ganz organisch und jedes Element hat eigene Strukturen und eine von den anderen Objekten und Einrichtungsgegenständen unabhängige Wirkung. Wenn etwa zeitgenössische Kunst und Farben den restlichen Raum füllen, bieten die natürlichen Formen eines Baumstammtisches eine harmonische Ergänzung, weil sie gerade nicht gleichmäßig und rechteckig sind.
Baumstammtische in einer Industrial Style Einrichtung
Für einen industriellen Look können Baumstammtische mit sichtbaren Eisenbeschlägen verziert werden oder die Verbindungsstücke zum Tischfuß offen angebracht statt versteckt werden. Tischfüße und Tischbeine aus trotzigem, massivem Metall schlagen ebenso eine Brücke zwischen dem naturbelassenen Werkstück und dem Gesamtambiente im Industrial Design. Baumstammmöbel aus dunklen Holzarten harmonieren außerdem ganz hervorragend mit den im Industrial Style oft bevorzugten Kupferelementen und Rottönen. Ein Baumstammtisch mit natürlichen Formen verleiht einem Raum im formellen Industrial Style Wärme und Charakter.
Baumkantenmöbel im Asia- oder Japandi Stil Ambiente
Bei Tischen und Möbeln aus Baumstammstücken, die ungeachtet ihres natürlichen Wuchses und eventueller Schönheitsfehler verarbeitet werden, bleibt immer ein Stück der Geschichte des Baums im Möbelstück erhalten. Jeder Kratzer, jeder Spalt, jedes Astloch ist ein Teil des vorherigen Lebens der Arbeitsplatte, des Tisches, des Sideboards. Während asiatische Einrichtung sich eigentlich vor allem durch luftige Elemente auszeichnet, gibt es immer auch massive Elemente wie traditionelle Hausschreine oder Schränke und Sideboards. Es ist also nicht unüblich, in asiatisch eingerichteten Häusern und Wohnungen auch massive Elemente vorzufinden, sodass ein Baumkantentisch – vielleicht sogar zum Kotatsu umgearbeitet – eine hervorragende Ergänzung ist. Dank der natürlichen Witterungs- und Wuchsmakel im Holz, eigenen sich Möbel aus Baumkantenholz auch ideal, um die japanische Kunst des Kintsugi anzuwenden, bei dem genau diese vermeintlichen Makel herausgestellt werden.
Welches Holz für Baumkantentische?
Wie bei jedem Massivholzmöbel ist auch beim Baumstammtisch die Holzart und die Oberflächenbehandlung entscheidend für den finalen Look und die Gesamtwirkung im Raum. Holz kann die Stimmung im Raum zweifellos komplett verändern. Natürliche Holzmöbel und vor allem Baumstammmöbel schaffen in der Wohnung ein Gefühl von Heimeligkeit und Eleganz – ein einladendes Ambiente. Zumal Holz eines der ältesten Baumaterialien des Menschen ist, was ihm eine gewisse Erhabenheit verleiht.
Als Rohstoff wird Holz in zwei Kategorien unterteilt: Hartholz und Weichholz. Damit werden die Materialeigenschaften der Holzarten beschrieben. Diese unterscheiden sich in Dichte, Optik und Verarbeitbarkeit.
Hartholz: Es stammt in der Regel von sommergrünen, breitblättrigen Laubbäumen und ist aufgrund seiner natürlichen Witterungsbeständigkeit vor allem wegen seiner Langlebigkeit, Stabilität und Pflegeleichtigkeit, Feuerbeständigkeit und Optik beliebt.
Eiche ist etwa ein beliebtes Hartholz, das schwer und robust ist, wodurch es sich besonders für Möbel eignet, die (viel) Gewicht aushalten müssen: Schränke, Schrankwände oder Tische, zum Beispiel.
Weichholz: Weichholz stammt von immergrünen Nadelbäumen, bekannt für seine Flexibilität, Nachhaltigkeit, Verarbeitbarkeit und Kosten. Darum wird es zum Möbelbau ebenso eingesetzt wie für Türen und Fensterrahmen, sowie Wand- und Deckenpaneelen.
Zum Beispiel eignet sich Kiefer bestens für Lackierung oder zum Beizen. Weil es sich leicht formen und verarbeiten lässt, kann man daraus hervorragend Möbel mit Ornamenten oder Bögen und Schwüngen herstellen.
Die Ursprünge des Baumkanten Designs
Erstmals in den Blickpunkt der Interior-Industrie geraten sind Baumstammmöbel durch den amerikanischen Architekten und Schreiner George Nakashima. Er hat als einer der ersten Möbeldesigner mit dem Element der natürlichen Formen gespielt und 1946 eine Möbelserie für die amerikanische Design-Firma Knoll, Inc. – gegründet vom deutschen Einwanderer Hans Knoll – entworfen. Bei seinen Massivholzdesigns, für die Nakashima ganz bewusst Holz mit organischen Formen und Makeln, Graten und auffälligen Maserungen auswählt, lässt er schon früh japanische, amerikanische und internationale modern Stile miteinander verschmelzen. Was vielleicht auch erklärt, warum Baumkantenmöbel sich in jeden Einrichtungsstil problemlos einfügen lassen.
Schon in den Anfängen dieses Einrichtungstrends betonte Nakashima, dass es sich bei Baumkantenmöbeln „nicht nur um eine kreative Macht“ handle, sondern dem Konzept „eine moralische Idee“ zugrunde liege.
Die umweltverträglichere Alternative mit dem individuellen Twist
Ihre Faszination verdanken Baumkantenmöbeln nicht zuletzt ihren organischen Formen, die jedes Möbelstück zu einem absoluten Unikat machen. Aufgrund der Herstellungsart sind bei Baumstammmöbeln viele Arbeitsschritte noch echte Handarbeit. Auch das trägt zu ihrer Individualität bei. So können Baumkantenmöbel wahlweise mit oder ohne Rinde verarbeitet werden – je nachdem variiert der Schwierigkeitsgrad der Herstellung und die Menge an vorsichtiger Handarbeit natürlich.
Ein weiterer Faktor, der die Beliebtheit von Baumkantenmöbeln trägt, ist, dass sie umweltfreundlicher sind. Das liegt nicht zuletzt an der erwähnten, schonenderen Verarbeitung, wodurch die CO2-Emissionen geringer sind, als bei der industriellen Möbelherstellung. Außerdem stammen viele Baumstämme entweder aus nachhaltiger Forstwirtschaft – es gibt aber auch Möbel, für die etwa durch Stürme oder Blitzeinschlag entwurzelte oder beschädigte Bäume verwendet werden.
Bei der Verarbeitung eines Baumes zu Baumkantenmöbeln fällt durch die spezielle Art und Weise die Stämme zu zersägen weit weniger Abfallholz an, als bei der herkömmlichen Sägeweise. Der Baum wird also nahezu vollkommen genutzt.
Wer also ein besonderes Möbelstück von überdurchschnittlich langer Lebensdauer und Jahrzehnte überdauernder Zeitlosigkeit sucht, das zudem noch hochgradig individuell und stilistisch höchst vielseitig ist, der sollte sogenannte Live-Edge-Möbel unbedingt in Betracht ziehen.
—
Fotos von hugokaempf.de